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M10ED Seminar zur Fachdidaktik III A: Nachhaltigkeitsbildung transformativ gestalten

Dozent:innen: Dr. Marion Plien
Kurzname: M10ED S Fadi III
Kurs-Nr.: 09.050.390
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches

Nachhaltigkeitsbildung transformativ gestalten
Angesichts der derzeitigen ökologischen und geopolitischen Krisenlagen steht die geographische Bildung zunehmend vor der Herausforderung, gegenwärtige Prozesse, Ereignisse und Unsicherheiten zu reflektieren und alternative Zukunftsszenarien zu thematisieren. Bisher war die bildungstheoretische und fachdidaktische Antwort eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), die – wie es für den hiernach ausgerichteten Lernbereich Globale Entwicklung heißt – „grundlegende Kompetenzen für eine zukunftsfähige Gestaltung des privaten und beruflichen Lebens […] und die Mitverantwortung im globalen Rahmen“ (Engagement Global 2016: 18) vermittelt. Lernende werden im Rahmen von BNE häufig als change agents gesehen (UNESCO 2017), wobei bisherige BNE-Materialien häufig zu lokalen, vermeintlich konfliktfreien Handlungen als „pseudo sustainability actions“ (Kuckuck / Lindau 2022: 7, z.B. Müll sammeln, generell Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdruckes) anregen. So lernen die SchülerInnen lediglich mit Hilfe des Leitbildes der Nachhaltigen Entwicklung (mittels der Dimensionen ökologische Verträglichkeit, ökonomische Leistungsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und demokratische Politikgestaltung) Handlungen und Praktiken verschiedener AkteureInnen sowie die eigenen auf ihre „Nachhaltigkeit“ zu prüfen, um Ideen für eine nachhaltigere Zukunft zu entwickeln.

Die transformative Bildung in der Didaktik der Geographie will mehr:

  • Zunächst sollen Lebens- und Wirtschaftsweisen vermittelt werden, die über nachhaltige Handlungen und Praktiken hinausgehen und Ansatzpunkte für die Große sozialökologische Transformation bieten (vgl. existierende Praktiken im Kontext der Gemeinwohlökonomien, Ökodörfer, Mikrkoabenteuer, …) und verortet sich damit in der Transformationsbildung (WBGU 2011: 375).
  • Ferner will die transformative Bildung bei Lernenden die Entwicklung neuer Welt-Selbstverhältnisse (Koller 2022: 7) anregen, sodass sie sich der Ursprünge nicht nachhaltiger Handlungsweisen und Praktiken bewusst werden. Hierzu sollen Mensch-Natur- (vgl. bspw. die Mitwelt-Gedanken) und Mensch-Mensch-Relationen (vgl. bspw. machtsensible oder postkoloniale Perspektiven; Plien 2024: 8-9) neu ausgehandelt werden und hegemoniale Diskurse und prägende Erzählungen wie beispielsweise (ökologisch und sozial) ungesunde Konsummuster kritisch überfacht werden.
  • Die Förderung einer hohen (Selbst-)Reflexivität soll die SchülerInnen dazu befähigen mit Situationen des stetigen (inneren und äußeren) Wandels umgehen zu können und das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu fördern, das Emotionen wie Ecoanxiety einzugrenzen vermag (Plien 2024: 17).

Aber was bedeutet das für die Unterrichtspraxis? Wie können transformative Lern- und Bildungsprozesse im Rahmen des bestehenden Lehrplans praktisch umgesetzt werden? Wann wird das Lernen im Rahmen der transformativen Bildung normativ? Mit diesen und Ihren Fragen zu dem Thema setzt sich das Seminar auseinander.

Dazu werden wir uns in den ersten Sitzungen die Bildungskonzepte bzw. Lernbereiche „Bildung für nachhaltige Entwicklung“, „Globales Lernen“, „Lernbereich Globale Entwicklung“ und „Transformative Bildung“ (kritisch) erarbeiten und diskutieren. Danach werden Sie in Kleingruppen nach transformativen Lebens- und Wirtschaftsweisen auf die Suche gehen (wie bspw. Buen Vivir, bereits umgesetzte Konzepte der Gemeinwohlökonomien u.v.m.) und diese dann unterrichtspraktisch inszenieren. Dazu planen Sie als Gruppe eine Unterrichtsreihe (lange Unterrichtssequenz) zu einem von Ihnen gewählten Lernfeld im Lehrplan der Sek. I oder II und einzeln eine Unterrichtsstunde. Die Unterrichtskonzeptionen werden dann präsentiert, in Auszügen simuliert oder in Kleingruppen diskutiert. Das Seminar schließt mit einer kritischen Rückschau auf die Theorie und einer gemeinsamen Diskussion, ob der Geographieunterricht (wie von den Bildungsstandards angegeben) Jugendliche auf globale Herausforderungen vorbereiten und einen Beitrag zur Transformation der Gesellschaft leisten kann ab.

Daneben werden die fachdidaktischen Kompetenzen aus den Modulen 4 (wie beispielsweise die Lernprozesssteuerung oder die didaktische Rekonstruktion) und 6 (wie beispielsweise wichtige Erkenntnisse aus der Mediendidaktik oder der Implikationszusammenhang) wiederholt und vertieft.

Aktive Teilnahmeleistungen sind die Erarbeitung der Seminartexte, kurze Impulsreferate, die Bearbeitung von kleineren Übungsaufgaben sowie die Konzeption einer Unterrichtsreihe (in einer Kleingruppe) und einer Unterrichtsstunde (in Einzelarbeit).
Die Modulprüfung besteht aus einer mündlichen Prüfung, die in der PO (2022/2023) auch  ausgewählte Vorlesungssitzungen abprüft. 
 
Verwendete Quellen:
Koller, H.C. (2022): Bildung als Transformation? Zur Diskussion um die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse. In: Yacek, D. (Hrsg.) (2022): Bildung und Transformati-on. Zur Diskussion eines erziehungswissenschaftlichen Leitbegriffs. Berlin: 12-27.
Plien, M. (2024): Transformative Bildungsprozesse und ihr Potenzial im Umgang mit Ecoanxiety. In: Plien, M. (2024): Nachhaltigkeitsbildung transformativ gestalten. Fachwissenschaftliche und fachdidaktische Zugänge aus der Geographie und deren Umsetzung in Lernumgebungen für den rheinland-pfälzischen Lehrplan. Mainz. (Im Druck)
 
Empfohlene Literatur:
Engagement Global (22016): Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Bonn.
Nöthen, E. und V. Schreiber (2023): Transformative Geographische Bildung. Schlüsselprobleme, Theoriezugänge, Forschungsweisen, Vermittlungspraktiken. Wiesbaden. 
Pettig, F. (2021): Transformative Lernangebote kritisch-reflexiv gestalten. Fachdidaktische Orientierungen einer emanzipatorischen BNE. In: gw-Unterricht 162 (2): 5-17.
WBGU (2011): Hauptgutachten. Welt im Wandel Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Berlin.

 

Anwesenheitspflicht

ja

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
23.04.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
30.04.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
07.05.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
14.05.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
21.05.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
28.05.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
04.06.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
11.06.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
18.06.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
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25.06.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
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02.07.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
09.07.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
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16.07.2024 (Dienstag) 10:15 - 11:45 04 223
1341 - Naturwissenschaftliches Institutsgebäude